Du willst morgens schnell nen guten Espresso ziehen, nachmittags aber auch mal nen Pour Over aufbrühen – und das alles mit einer Mühle? Dann stolpert man früher oder später über die Baratza Encore ESP. Der Hersteller verspricht: einfach zu bedienen, präzise Mahlgrade für Espresso und Filter, und dabei bezahlbar. Klingt erstmal ziemlich gut.
Aber wie sieht’s in der Praxis aus? Wir haben die Encore ESP über Wochen hinweg im Alltag getestet – neben der Siebträgermaschine, im Filterbetrieb, mit hellen Bohnen, dunklen Röstungen und unterschiedlichen Mahlgraden.
In diesem Beitrag findest du keinen Werbe-Text, sondern eine ehrliche Einschätzung:
✓ Was kann die Encore ESP wirklich?
✓ Für wen lohnt sie sich – und für wen eher nicht?
✓ Wo musst du Abstriche machen – und was macht sie vielleicht sogar besser als teurere Modelle?
Gesamtbewertung – 4.5 von 5 Sternen
Bedienung & Handhabung
5 von 5 Sternen
Intuitiv, einsteigerfreundlich, durchdachtes Zubehör – besser geht’s kaum
Mahlqualität
4,5 von 5 Sternen
Sehr gutes Mahlergebnis mit kleiner Einschränkung bei hellen Röstungen & Clumping
Im Alltag
4 von 5 Sternen
Verlässlich im Betrieb, aber Retention, Lautstärke & statische Aufladung kosten Punkte
Verarbeitung & Design
4,5 von 5 Sternen
Gut verarbeitet, nachhaltig gedacht – etwas laut und viel Kunststoff, aber solide
Reinigung & Wartung
4,5 von 5 Sternen
Schneller Zugang, einfache Reinigung, reparierbar – guter Service inklusive
Kurzes Unboxing
Erster Hands-On mit dem Baratza Encore ESP. Pures Unboxing – alle Details lest Ihr unten 🙂
Bedienung & Handhabung
Einfach bedienen, direkt loslegen
Die Bedienung der Baratza Encore ESP ist genau so, wie sie sein sollte: selbsterklärend, schnörkellos, praktisch. Kein Touchscreen, keine App, kein Bullshit. Stattdessen: Ein Knopf, ein Drehrad – fertig. Mahlgrad einstellen, Bohnen rein, los geht’s.
Die Skala ist in 40 Stufen aufgeteilt – die ersten 20 für Espresso, die oberen 20 für Filter & Co. Wer sich einmal durchprobiert hat, findet schnell seinen Sweet Spot. Einsteiger kommen sofort klar, Fortgeschrittene wissen die feine Justierung zu schätzen.
Cleveres Detail: Im Lieferumfang steckt ein Espresso-Dosierbecher mit Gummiring, der direkt in 54-mm- und 58-mm-Siebträger passt. Kein Rumgekrümel, kein Umfüllen. Dazu gibt’s noch einen Pinsel für die Reinigung und sogar zwei Shims – kleine Distanzscheiben, falls du das Mahlwerk feiner kalibrieren willst. Muss man nicht benutzen, kann man – und genau das zeigt, wie durchdacht das Ganze ist.
Insgesamt wirkt das Setup aufgeräumt, robust und funktional. Es fühlt sich nicht nur gut an, es macht auch im Alltag genau das, was es soll – ohne dich mit Technik-Klimbim zu nerven.
Wir haben unseren Erstaufbau für euch hier dokumentiert. Kinderleicht:
Mahlqualität
Gutes Zeug rein, gutes Zeug raus
Am Ende zählt, was unten rauskommt – und da liefert die Encore ESP richtig gut ab. Egal ob Espresso oder Filter: Das Mahlgut ist sauber, gleichmäßig und geschmacklich auf den Punkt.
Im Espressobereich punktet die Mühle mit fein einstellbaren Stufen und bringt tatsächlich genug Präzision mit, um konstant gute Shots zu ziehen – mit ordentlich Körper, schöner Crema und ohne Überraschungen in der Tasse. Für Filter, V60 oder French Press funktioniert’s ebenso gut: gleichmäßige Körnung, keine Ausreißer, sehr solide Extraktion.
Natürlich ist das hier keine 800-Euro-Profi-Mühle – und das merkt man an zwei Stellen:
- Clumping: Im feinen Bereich kann das Kaffeepulver leicht verklumpen. Wer’s sauber will, macht kurz WDT (also umrühren mit Nadel oder Tool) vorm Tampern. Kleiner Aufwand, große Wirkung.
- Feinheit bei hellen Röstungen: Wer ultra-helle Bohnen in der 58-mm-Präzisionsmaschine zieht, kommt an die Grenze. Mitgelieferte Shims schaffen Abhilfe – sind schnell eingebaut und bringen nochmal deutlich mehr Spielraum.
Unterm Strich: Die Encore ESP mahlt in ihrer Preisklasse richtig stark. Für 95 % der Home-Baristas reicht das locker – und wer noch mehr rauskitzeln will, hat mit ein paar Handgriffen die Möglichkeiten dazu.
Verarbeitung & Design
Schlicht, Funktional, mit kleinen Ecken und Kanten
Auf den ersten Blick wirkt die Baratza Encore ESP angenehm zurückhaltend: Kein Protz, kein Hochglanz – sondern solide Funktion. Und genau das passt. In mattem Schwarz (oder Weiß) macht sie sich gut neben der Siebträgermaschine, ohne auf sich aufmerksam zu machen. Der Look ist clean, modern, zeitlos.
Das Gehäuse ist – klar – aus Kunststoff. Aber: Gut verarbeitet, sauber gebaut, nichts klappert. Die Proportionen stimmen, die Haptik ist besser als bei vielen anderen Geräten in dieser Preisklasse. Sie steht sicher, fühlt sich schwer und wertig an. Kein Billo-Gefühl beim Einschalten.
Innen läuft ein bewährtes 40-mm-Stahl-Kegelmahlwerk, kombiniert mit einem soliden Motor und mechanischem Getriebe – viel Technik stammt aus der klassischen Encore. Die ESP wirkt dadurch vertraut, aber weitergedacht. Besonders smart: Das Mahlwerk lässt sich per Schnellverschluss mit einer Hand ausbauen. Ohne Werkzeug, ohne Frust – so geht Wartung heute.
Was man aber wissen muss:
– Die Lautstärke ist hoch. 89–92 dB sind kein Pappenstiel. Wer in der Früh mahlt, weckt das halbe Haus. Das liegt am Kunststoffgehäuse und dem flotten Motor. Kein Dealbreaker – aber eben kein Flüstermodus.
– Der Bohnenbehälter wackelt leicht. Er sitzt nicht bombenfest, und das dünne Plastik macht’s nicht besser. Der Deckel kann beim Mahlen leicht verrutschen, wenn er nicht richtig aufliegt. Ist kein Drama, fühlt sich aber einfach nicht ganz durchentwickelt an.
– Und dann wäre da noch der obere Mahlgrad-Drehknopf. In den ersten Produktionschargen gab’s Berichte, dass sich dieser beim Mahlen selbstständig verstellt hat. Baratza hat das Problem aber erkannt – und liefert mittlerweile eine verbesserte Version aus. Wer betroffen ist, bekommt den neuen Knauf kostenlos zugeschickt. Pluspunkt: Der Kundenservice von Baratza ist top.
Apropos: Ersatzteile, Explosionszeichnungen, Service-Tutorials – alles online, alles offen. Die Encore ESP ist gebaut, um repariert zu werden. Das ist heute selten – und absolut lobenswert.
Unterm Strich?
Die Verarbeitung ist besser, als man für unter 250 € erwarten würde. Ja, sie hat ihre Ecken. Aber sie ist funktional, durchdacht – und mit Liebe zum Detail gebaut. Wer damit leben kann, dass außenrum kein Metallgehäuse sitzt, bekommt hier ein Produkt mit echter Substanz.
Alltag & Handling
Stark im Einsatz, mit kleineren Baustellen
Im Alltag zeigt sich schnell: Die Encore ESP will nicht glänzen – sie will liefern. Und das tut sie auch. Sie mahlt zuverlässig, sie macht, was sie soll, und das ziemlich zügig: Für einen doppelten Espresso sind rund 10 Sekunden nötig, für Filterkaffee ein paar mehr. Tempo passt. Workflow passt.
Und das Beste? Du musst kein Barista sein, um damit klarzukommen. Morgens halb verschlafen einen Espresso zubereiten – die Mühle macht’s dir leicht. Kein Menü, keine App, kein Gedöns.
Aber jetzt mal ehrlich: Alltagstauglich heißt nicht automatisch perfekt. Und genau da kommen wir zu den Punkten, die man wissen sollte, bevor man die Mühle zum Herzstück seiner Kaffeeroutine macht:
1. Sie ist laut.
Das Thema hatten wir schon bei der Verarbeitung – aber im Alltag nervt es manchmal wirklich. Rund 90 Dezibel sind nicht einfach “ein bisschen laut”, sondern „jeder im Haushalt weiß, dass du gerade Kaffee machst“. Für manche okay, für andere ein No-Go. Je nach Wohnsituation kann das die Nutzung einschränken.
2. Die Sache mit der Retention.
Was reinkommt, ist nicht immer gleich dem, was rauskommt. Bei der Encore ESP bleibt nach dem Mahlen regelmäßig 1–3 g Kaffeemehl im System hängen – vor allem im Espressobereich. Das nennt sich „Retention“ und ist bei vielen Mühlen ein Thema, aber gerade hier kann’s spürbar sein.
Was das bedeutet?
Wenn du z. B. die Bohnensorte wechselst oder mit verschiedenen Mahlgraden experimentierst, hast du beim ersten Mahlvorgang oft noch Reste vom vorherigen Setup im Auslauf. Wer’s genau nimmt (und das tut man bei Espresso), sollte vor jedem Bezug kurz 1–2 g ausmahlen, um das System „durchzuspülen“. Klingt lästig – ist es auch ein bisschen. Aber man gewöhnt sich dran.
3. Nur bedingt geeignet fürs Single Dosing.
Klar – du kannst die Mühle ohne vollen Bohnenbehälter betreiben und pro Bezug exakt abwiegen. Aber die Encore ESP ist ganz klar auf Hopper-Betrieb ausgelegt. Bei der Single-Dose-Nutzung schwankt der Output manchmal leicht, weil noch Kaffeereste von vorher im System hängen. Wer also gerne jeden Shot frisch portioniert, muss mit leichten Schwankungen rechnen.
4. Statische Aufladung: ein Klassiker.
Kaffeemehl fliegt gern mal dahin, wo es nicht soll – vor allem bei trocken gerösteten Bohnen. Am Auswurf, am Becher, auf der Arbeitsplatte. Wer das kennt, weiß: Das ist keine Schwäche der Encore ESP allein, sondern ein generelles Problem bei Kunststoffmühlen. Mit einem kleinen Wassernebel (RDT-Trick) vor dem Mahlen lässt sich das größtenteils beheben. Aber perfekt sauber bleibt’s trotzdem selten.
5. Pluspunkt: Kein Popcorning.
Das Gegenteil vom Problem: Die Bohnen hüpfen nicht im Hopper herum, sondern werden zuverlässig eingezogen. Auch bei kleineren Mengen. Das macht die Nutzung stressfrei – besonders, wenn man nicht immer die gleiche Dosis mahlt.
Fazit zum Alltag:
Die Encore ESP macht’s dir leicht – aber nicht immer bequem. Sie ist kein Diva-Gerät, aber eben auch keine Hochglanzmaschine für makelloses Single Dosing. Wer mit ihren Eigenheiten umgehen kann (und das ist kein Hexenwerk), bekommt eine robuste, leistungsstarke Allround-Mühle für jeden Tag.
Reinigung & Wartung
Schnell gemacht, gut gelöst
Wer regelmäßig Kaffee mahlt, weiß: Irgendwann setzt sich überall etwas ab. Ölige Rückstände, Kaffeepartikel, feiner Staub – vor allem im Mahlwerk und rund um den Auswurf sammelt sich mit der Zeit einiges an. Umso besser, wenn die Reinigung dann nicht zur Geduldsprobe wird. Und genau hier zeigt die Encore ESP, dass sie für den Alltag gebaut wurde – und nicht fürs Museum.
Schneller Zugriff aufs Innenleben
Highlight: Das Mahlwerk lässt sich mit einem einfachen Handgriff ohne Werkzeug ausbauen. Der obere Grat sitzt in einem Schnellverschluss – kurz drehen, rausnehmen, fertig. Kein Schrauben, kein Fummeln, kein „hoffentlich bricht nichts ab“. So einfach sollte es eigentlich immer sein.
Das Ganze ist in zwei Minuten erledigt – selbst mit der ersten Tasse Kaffee noch in der Hand. Ein mitgelieferter Pinsel hilft, um Pulverreste aus dem Schacht zu bürsten. Wer mag, geht noch mit einem Staubsauger (aufschraubbare Düse) oder einem Blasebalg nach – ist aber optional. Für den Alltag reicht eine Trockenreinigung alle paar Wochen locker aus.
Mahlwerk-Shim & Drehknopf – kleine Extras, die zählen
Die Mühle wird mit zwei sogenannten Shims ausgeliefert – das sind kleine Distanzscheiben, die man unter dem Grat montieren kann, um noch feiner zu mahlen. Das klingt erstmal technisch, ist aber simpel gemacht und hat mit Wartung zu tun: Wenn du häufiger sehr helle Bohnen nutzt oder dein Mahlgrad mit der Zeit nicht mehr fein genug kommt, sind diese Dinger Gold wert.
Was du wissen solltest: In frühen Versionen der ESP gab es Probleme mit dem oberen Drehknopf des Mahlwerks – der konnte sich bei Vibrationen leicht lösen. Baratza hat schnell reagiert, eine verbesserte Version rausgebracht und verschickt das neue Teil auf Anfrage kostenlos. Guter Service, transparent und lösungsorientiert.
Ersatzteile? Gibt’s. Anleitung? Auch.
Was Baratza echt sympathisch macht: Fast jedes Teil ist ersetzbar. Vom Mahlwerk bis zum kleinen Kunststoffzahnrad – alles ist dokumentiert, nachbestellbar und bewusst so gestaltet, dass du es selbst austauschen kannst. Für eine Mühle unter 250 € ist das keineswegs Standard. Und online gibt’s Tutorials, Explosionszeichnungen, YouTube-Videos – die Community hilft sich gegenseitig, der Hersteller unterstützt aktiv.
Reinigungstipp für Fortgeschrittene: Grindz nutzen
Wenn du’s ganz sauber willst (oder nach Monaten mal gründlich durchgehen willst), kannst du eine Portion Grindz Reinigungstabletten durchlaufen lassen. Die entfernen Rückstände im Inneren, ohne dass du die Mühle zerlegen musst. Kein Muss – aber als Deep-Clean empfehlenswert.
Fazit zur Reinigung:
Schnell gemacht, durchdacht gelöst, leicht zugänglich. Die Encore ESP verlangt dir keine Ingenieurskünste ab – und genau so soll’s sein. Wer regelmäßig kurz durchbürstet und alle paar Monate etwas gründlicher rangeht, hat lange Freude. Plus: Dass Ersatzteile easy verfügbar sind, macht die Mühle nicht nur pflegeleicht, sondern auch nachhaltig reparierbar.
Unser Fazit
Die Baratza Encore ESP will keine Hochglanz-Königin sein – und genau das macht sie so sympathisch. Sie ist eine durchdachte, bodenständige Kaffeemühle, die ihren Job verlässlich erledigt. Keine Show, kein Prestige – sondern konstante Ergebnisse, smarte Details und ein starker Praxisfokus.
Was sie besonders macht: Sie bringt Espresso und Filter unter einen Hut – und das zu einem Preis, der deutlich unter dem liegt, was vergleichbare Modelle kosten. Ja, es gibt Abzüge in der B-Note: Die Lautstärke ist happig, etwas Retention bleibt, und der Kunststoffcharakter ist spürbar. Aber im Gegenzug bekommst du:
- eine richtig gute Mahlqualität,
- ein wartungsfreundliches, reparierbares Gerät,
- und eine Mühle, die im Alltag einfach funktioniert – ohne dich mit Technik oder Macken zu nerven.
Klingt unspektakulär? Vielleicht. Ist aber genau das, was viele suchen: Ein Gerät, das nicht aufregt – sondern einfach liefert.
Wenn du also eine ehrliche Allround-Mühle suchst, die sowohl Espresso als auch Filterkaffee kann, auf Schnickschnack verzichten kann und dir wichtig ist, dass dein Equipment nicht nach zwei Jahren im Elektroschrott landet, dann ist die Encore ESP eine sehr gute Wahl.